Als unser erster Sohn in unser Leben gekommen ist, hat sich unsere Welt für immer verändert. Wir haben es nicht sofort gemerkt weil wir voller Freude über dieses Wunder waren. Aber langsam habe ich mich gehört, wie ich meinen Partner hier und da angeschrien habe. Es war nicht immer laut. Aber es war immer eine Dringlichkeit dabei. Ein „Muss“. Eine „du bist Schuld“

„Daniel, bring mir das!“, „Daniel, mach jenes!“.

„Eyyy! jetzt bist du dran“.

„Ich habe ihn schon dreimal gestillt“.

„Ich bin den ganzen Tag hier und noch im Pijama“.

„Ich bin tausend mal aufgestanden und du bist da und merkst null!“

„Du hast dich heute schon mit Freunden getroffen… und ich?“

„Und wann habe ich Zeit nur für mich?“

„Du machst weiter Karriere… und was ist mit mir?“

 

„Ja, für dich ist es so einfach zu sagen: “Lass uns Sex haben wieder Sex wie immer!”… dein Körper hat sich nicht verändert!“

Ich war tatsächlich voller Wut. Mir war mein Leben viel zu viel und ich konnte nicht erreichen was ich geplant hatte. Meine Erwartung, „er wird jetzt schlafen und vielleicht habe ich zwei Stündchen für mich“, wurde immer wieder enttäuscht. Ich fühlte mich klein. Meine Doktorarbeit blieb auf dem Schreibtisch, ungeschrieben. Daniel machte Sport, Daniel traf sich mit Kollegen. Und ich? Wo bin ich gelandet? Ich konnte meinen Körper nicht akzeptieren & lieben wie vor der Schwangerschaft. Und die Geburt hatte mich entmächtigt.

Und ja! Wir hatten auch Momente, in denen wir gelacht haben. Aber meine “Frust!”-Energie war unterschwellig immer da. Meine Lust auf Sex wurde immer weniger. Seine Lust auf Sex wurde immer weniger.

Dann kam mein Seminar. Ich hatte mich schon vor der Geburt dafür angemeldet. Ich hatte mich mega darauf gefreut. Einen Monat darf ich mich als Person fühlen und mich weiter entwickeln. Daniel war dabei zur Kinderbetreuung. Er wollte mir den Rücken frei halten. Nach dem Stillen in den Seminarpausen kümmerte er sich um das Kind.

Genialer Plan, aber… Daniel fühlte sich bald von einer anderen Seminarteilnehmerin sexuell angezogen. Nach einer Woche erzählte er mir davon. Und erwartete Verständnis und Anerkennung für seine Offenheit.

Bei mir kamen wieder alle diese miesen Gefühle hoch. Ich saß abends mit meinem Baby in der Ecke, um es zu stillen und musste mit ansehen, wie Daniel es genoss, mit der anderen zu tanzen und Spaß zu haben. Oder mit ihr in die Sauna zu gehen.

Ich fühlte mich wieder mies! Benutzt. Ich zweifelte an mir, an meinem Körper. Ich sah unsere Beziehung am Ende. Sah mich alleine mit unserem Baby nach Spanien zurückkehren. Die Fragen meiner Familie und meiner Freunde würden mich durchbohren: „Was? 1 Jahr nach der Hochzeit ist es schon wieder vorbei?” “Und dafür hast du so ein Theater gemacht?” 

Ich fühlte mich gescheitert. Ich hasste Daniel dafür. Gleichzeitig konnte ich ihn verstehen. Und wollte ihn freilassen. Was ich gar nicht wollte, war, dass er nur mit mir zusammenbleibt, weil wir ein Kind zusammen hatten.

Ich schwankte zwischen Streit mit Daniel und Beschimpfungen und Ignorieren und ihm sagen, er soll gehen. Er soll mit der anderen glücklich werden. Ich wusste, ich wäre erst mal total gekränkt, aber ich würde mich wieder aufrappeln und ein neues Leben beginnen.

Nur dieser Schmerz sollte aufhören. Diese Ungewissheit. Diese Erniedrigung.

Diese Situation während meines Seminars führte mir die Situation in seiner ganzen Größe vor Augen: Es schien als wollte die Welt mir sagen:

 

“Du bist jetzt Mutter”

“Dein Wirken schränkt sich auf das Stillen und die Fürsorge um dein Kind”

“Dein Körper hat sich verändert und wird nie mehr so sein, wie früher”

“Dein Partner sieht dich nicht mehr als Sex-partnerin.”

“Dein Partner sucht Aufregung, Spaß und Sex jetzt bei anderen.”

“Du bist kein sexuelles Wesen mehr.“

“Du bist jetzt Mutter.”

Doch tief in meinem Herzen, wusste ich, dass das nicht wahr ist. Ich war Mutter, ja. Tief in mir spürte ich, dass ich gewachsen war. Ich hatte mich verändert. Und alles, mein Wirken, mein Körper, mein Geist und meine Sexualität waren größer als jemals zuvor…

In dem Moment wurde mir bewusst, dass wir zwei Seelen sind die sich auf ihrem Weg begleiten wollen. Konkurrenz, Hass, Schlechte Laune, Frustration gehört nicht dazu. Will ich nicht.

 

Ja, ich hatte diese Wut in mir. Und tatsächlich die Wut gehörte mir. Mein Partner war nur das Ventil, wo ich alles raus gelassen hatte. Mein Partner hat mir nur gespiegelt, was ich mir nicht geben konnte. Dass ich die letzte war in meiner Prioritätenliste.

Erkennst du dich in mir? Ich habe jetzt 3 Kinder. Ich sage dir: Mein Leben ist objektiv nicht einfacher oder weniger stressig. Aber ich habe mein Inneneres verändert. Ich habe mich entschieden, auf mich aufzupassen. Spaß in meiner Liebesbeziehung zu haben. Meine Sexualität auszuleben. Mein volles sexuelles Potential als Frau zu leben. Lachen, Tanzen, mich mit meinem Partner verbinden. Energie zusammen generieren und auszustrahlen.

Für mich.

Für uns.

Für unsere Kinder.

Für unsere Projekte.

Für die Welt.

Ich habe Daniel losgelassen. Und dann hat er sich entschieden, meinen Traum zu teilen. Dabei zu sein und mitzumachen. Es ist eine Entscheidung. Und es ist ein Handeln nach deinen Wünschen. Du kannst dich, so wie ich wieder als attraktive Frau fühlen, im Gleichgewicht, energetisch, hübsch, sexy, gesund, feurig, begeisternd.

Es geht! Willst du es?